Ergebnisse & Perspektiven des Marxismus

Lenin über die dialektische Methode – Auszüge aus der „Gewerkschaftsdiskussion“

In „Lenin als Philosoph“,1 verteidigte der Trotzkist Peter Fryer2 Lenin gegen die Angriffe des ex-marxistischen Historikers E. P. Thompson, der behauptete, Lenin sei ein ökonomischer Determinist, der die „Ursache gesellschaftlicher Veränderung dem menschlichen Wirken entzog und dem Wirken ökonomischer Notwendigkeit zusprach“, und würde sich „in philosophischen Nuancen … verlieren“. Dem zweiten Vorwurf entgegnete Fryer:

„Sein ‚Sich-Verlieren in philosophischen Nuancen‘ brachte Lenin zweimal dazu, die Elemente der dialektischen Methode vorläufig, aber höchst eindrucksvoll darzulegen. In Noch einmal über die Gewerkschaften, die gegenwärtige Lage und die Fehler Trotzkis und Bucharins (1921) werden die Anforderungen der dialektischen Logik unter vier Punkten dargelegt. Erstens: ‚Um einen Gegenstand wirklich zu kennen, muss man alle seine Seiten, alle Zusammenhänge und „Vermittelungen“ erfassen und erforschen.‘ Zweitens sollten wir ‚den Gegenstand in seiner Entwicklung, in seiner „Selbstbewegung“ … in seiner Veränderung betrachte[n]… Drittens muss in die vollständige „Definition“ eines Gegenstandes die ganze menschliche Praxis sowohl als Kriterium der Wahrheit wie auch als praktische Determinante des Zusammenhangs eines Gegenstandes mit dem, was der Mensch braucht, eingehen. Viertens lehrt die dialektische Logik, dass es „eine abstrakte Wahrheit nicht gibt, dass die Wahrheit immer konkret ist“.‘“3

Der folgende Auszug aus Lenins Broschüre Noch einmal über die Gewerkschaften, die gegenwärtige Lage und die Fehler Trotzkis und Bucharins4 (25. Januar 1921) umfasst die beiden Abschnitte, in denen er sich ausdrücklich mit der dialektischen Methode auseinandersetzt. Diese Broschüre war Teil der sogenannten „Gewerkschaftsdiskussion“, die Ende 1920 in der bolschewistischen Partei entbrannte. Leo Trotzki hatte angesichts der desolaten Wirtschaftslage (nach Weltkrieg, konterrevolutionären Angriffen der Imperialisten und ihrer Verbündeten und dem nachfolgenden, damals noch tobenden Bürgerkrieg) ein „Durchrütteln“ der Gewerkschaften gefordert, mit dem Ziel, die Gewerkschaften zu ausführenden Organen des Arbeiterstaats bei der Organisierung der Produktion zu machen. Lenin kritisierte zurecht, dass Trotzki damit die Notwendigkeit der Gewerkschaften als Verteidigungsorganisationen der Arbeiterklasse u.a. gegen bürokratische Übergriffe selbst in einem gesunden Arbeiterstaat außer Acht ließ. Lenin bekämpfte auch die von Nikolai Bucharin gebildete „Puffergruppe“, die die gegensätzlichen Positionen durch bloßes Zusammenwerfen (d.h. eklektisch) versöhnen wollte und praktisch Trotzkis Position unterstützte. Trotzkis Autorität wurde durch seine falsche Position in dieser Debatte erheblich geschwächt, was von seinen innerparteilichen Gegnern wie Sinowjew und Stalin ausgenutzt wurde. Lenin schätzte Trotzki trotz seiner scharfen Kritik in dieser Frage als einen fähigen und wertvollen Führer der Partei. Kurze Zeit später gab es im Politbüro der bolschewistischen Partei eine vorfraktionelle Auseinandersetzung über die abenteuerliche „Offensivtheorie“, die Lenin und Trotzki gemeinsam bekämpften. Ihre politische Zusammenarbeit setzte sich beim III. Weltkongress der Kommunistischen Internationale weiter fort.5 Damit „zeichnete sich bereits der politische Block ab, den sie Ende 1922 und Anfang 1923 gegen die aufsteigende stalinistische Bürokratie bildeten“.6 Letztendlich war es Trotzki, der den Kampf gegen die bürokratische Degeneration der Sowjetunion unter Stalin anführte. Im Übergangsprogramm der von Trotzki gegründeten Vierten Internationale, die für die bedingungslose militärische Verteidigung der Sowjetunion gegen jegliche konterrevolutionäre Angriffe eintrat und für eine politische Revolution der Arbeiter kämpfte, um die stalinistische Bürokratie zu stürzen, heißt es zu den Gewerkschaften in der Sowjetunion:

„Der Kampf um die Freiheit der Gewerkschaften und der Fabrikausschüsse und für Presse- und Versammlungsfreiheit wird sich zum Kampf um die Wiederherstellung und Entfaltung der Sowjetdemokratie entwickeln.“7

Für Hintergründe zu den Anfangsjahren der Sowjetunion, in die auch die „Gewerkschaftsdiskussion“ fiel, siehe „Trotzki und die russische Linke Opposition“8 und „Kronstadt 1921: Bolschewismus gegen Konterrevolution“.9

* * *

Politik und Ökonomik – Dialektik und Eklektizismus

Sonderbar, daß eine so elementare Frage, die zum Abc gehört, erneut behandelt werden muß. Trotzki und Bucharin zwingen uns leider dazu. Beide werfen mir vor, daß ich die Frage „unterschiebe“ oder daß ich „politisch“ herangehe, während sie „wirtschaftlich“ herangehen. Bucharin hat das sogar in seine Thesen aufgenommen und versucht, sich über beide Streitende „zu erheben“; ich, sagt er, vereinige das eine und das andere.

Das ist eine schreiende theoretische Unrichtigkeit. Politik ist der konzentrierte Ausdruck der Ökonomik, wiederholte ich in meiner Rede, denn ich hatte schon früher diesen ganz widersinnigen, im Munde eines Marxisten ganz unzulässigen Vorwurf wegen meines „politischen“ Herangehens gehört. Die Politik hat notwendigerweise das Primat gegenüber der Ökonomik. Anders argumentieren heißt das Abc des Marxismus vergessen.

Ist vielleicht meine politische Einschätzung falsch? Dann sagen und beweisen Sie das. Aber sagen (oder auch nur indirekt den Gedanken zulassen), daß das politische Herangehen dem „wirtschaftlichen“ gleichwertig sei, daß man: „das eine und das andere“ nehmen könne, heißt das Abc des Marxismus vergessen.

Mit anderen Worten. Das politische Herangehen bedeutet: Wenn man an die Gewerkschaften falsch herangeht, wird das die Sowjetmacht, die Diktatur des Proletariats zugrunde richten. (Eine Spaltung zwischen Partei und Gewerkschaften unter der Voraussetzung, daß die Partei unrecht hätte, würde die Sowjetmacht in einem Bauernland wie Rußland bestimmt zu Fall bringen.) Man kann (und soll) diese Erwägung dem Wesen der Sache nach prüfen, d.h. untersuchen, überlegen, entscheiden, ob das Herangehen im gegebenen Fall richtig oder falsch ist. Aber sagen: ich „schätze“ Ihr politisches Herangehen an die Frage, „aber“ es ist nur ein politisches Herangehen, wir dagegen brauchen „auch ein wirtschaftliches“ Herangehen – das ist genau dasselbe, als sagte man: ich „schätze“ Ihre Erwägung, daß Sie sich den Hals brechen, wenn Sie den und den Schritt tun, aber bedenken Sie auch, daß es besser ist, satt und bekleidet, als hungrig und unbekleidet zu sein.

Bucharin ist theoretisch zur Eklektik abgeglitten, weil er die Verbindung des politischen und des wirtschaftlichen Herangehens an die Frage predigt.

Trotzki und Bucharin stellen die Sache so hin, als ob sie um die Steigerung der Produktion, wir aber nur um die formale Demokratie besorgt seien. Diese Darstellung ist falsch, denn die Frage steht lediglich so (und kann marxistisch auch nur so stehen): Ohne politisch richtig an die Sache heranzugehen, wird die betreffende Klasse ihre Herrschaft nicht behaupten und folglich auch ihre Produktionsaufgabe nicht lösen können.

Konkreter. Sinowjew sagt: „Sie begehen einen politischen Fehler, indem Sie es bis zur Spaltung in den Gewerkschaften treiben, über die Steigerung der Produktion aber habe ich bereits im Januar 1920 gesprochen und geschrieben, wobei ich als Beispiel den Bau einer Badeanstalt anführte.“ Trotzki antwortete: „Eine große Sache, man denke nur (S. 29), eine Broschüre mit dem Beispiel einer Badeanstalt zu schreiben; aber bei Ihnen ist ‚kein Wort‘, ‚kein einziges Wort‘ (S. 22) darüber gesagt, was die Gewerkschaften zu tun haben.“

Falsch. Das Beispiel mit der Badeanstalt wiegt, man verzeihe mir den Kalauer, zehn „Produktionsatmosphären“ mit einigen „Produktionsdemokratien“10 als Beigabe auf. Das Beispiel mit der Badeanstalt sagt klar, einfach, gerade für die Masse, gerade für die „Tiefen“, was die Gewerkschaften zu tun haben, während „Produktionsatmosphären“ und „-demokratien“ Mist sind, der den Arbeitermasseh den Blick trübt und ihnen das Verständnis erschwert.

Mir machte Gen. Trotzki ebenfalls den Vorwurf: „Lenin hat kein Wort gesagt“ (S. 66) darüber, „was für eine Rolle die Hebel, als welche der Apparat der Gewerkschaften bezeichnet wird, spielen und spielen sollen.“

Verzeihung, Gen. Trotzki: dadurch, daß ich die Thesen Rudsutaks vollständig verlas und ihnen beipflichtete, habe ich darüber mehr, erschöpfender, richtiger, einfacher, klarer gesprochen als alle Ihre Thesen und Ihr ganzes Referat bzw. Korreferat und Ihr Schlußwort. Denn, wie gesagt, Naturalprämien und kameradschaftliche Disziplinargerichte bedeuten für die Meisterung der Wirtschaft, für die Leitung der Industrie, für die Hebung der Rolle der Gewerkschaften in der Produktion hundertmal mehr als die völlig abstrakten (und deshalb leeren) Worte über „Produktionsdemokratie“, über „Zusammenwachsen“ u. dgl. m.

Unter dem Vorwand, den „Produktions“standpunkt hervorzuheben (Trotzki) oder die Einseitigkeit des politischen Herangehens an die Frage zu überwinden bzw. dieses Herangehen mit dem wirtschaftlichen zu verbinden (Bucharin) präsentierte man uns:

  1. ein Vergessen des Marxismus, das sich in einer theoretisch falschen, eklektischen Definition des Verhältnisses von Politik und Ökonomik äußerte;

  2. eine Verteidigung oder Bemäntelung des politischen Fehlers, der in der Politik des Durchrüttelns seinen Ausdruck findet und die ganze Plattformbroschüre Trotzkis durchdringt. Dieser Fehler aber führt, wenn man ihn nicht einsieht und nicht korrigiert, zum Sturz der Diktatur des Proletariats;

  3. einen Schritt zurück auf dem Gebiet der reinen Produktions- und Wirtschaftsfragen, der Fragen, wie die Produktion zu steigern ist; eben einen Schritt zurück von den sachlichen Thesen Rudsutaks, die konkrete, praktische, lebenswichtige und lebendige Aufgaben gestellt haben (entfaltet die Produktionspropaganda, lernt die Naturalprämien ordentlich verteilen und den Zwang in der Form kameradschaftlicher Disziplinargerichte richtiger anwenden), zu abstrakten, wesenlosen, „ausgehöhlten“, theoretisch falschen, intelligenzlerisch formulierten allgemeinen Thesen, in denen das sachlich und praktisch Wichtigste vergessen ist.

So steht es in der Frage von Politik und Ökonomik in Wirklichkeit um die Beziehung zwischen Sinowjew und mir einerseits, Trotzki und Bucharin anderseits.

Ich konnte daher nicht ohne ein Lächeln den Einwand gegen mich lesen, den Gen. Trotzki am 30. Dezember verkündete: „Gen. Lenin hat in seinem Schlußwort auf dem VIII. Sowjetkongreß zum Bericht über unsere Lage ausgeführt, daß wir weniger Politik und mehr Sinn für Wirtschaft brauchen, während er in der Frage der Gewerkschaften die politische Seite der Sache in den Vordergrund geschoben hat.“ (S. 65.) Dem Gen. Trotzki erschienen diese Worte „außerordentlich treffend“. In Wirklichkeit bringen sie die heilloseste Begriffsverwirrung, eine wahrhaft grenzenlose „ideologische Verworrenheit“ zum Ausdruck. Natürlich äußerte ich stets den Wunsch, äußere ihn jetzt und werde ihn weiterhin äußern, daß wir uns weniger mit Politik und mehr mit Wirtschaft befassen. Aber es ist unschwer zu begreifen, daß diese Wünsche nur erfüllt werden können, wenn es keine politischen Gefahren und politischen Fehler gibt. Die politischen Fehler, die von Gen. Trotzki begangen und von Gen. Bucharin vertieft und vergröbert worden sind, lenken unsere Partei ab von den wirtschaftlichen Aufgaben, von der „Produktions“arbeit, zwingen uns leider, Zeit zu vergeuden auf die Korrektur dieser Fehler und auf die Auseinandersetzung mit der syndikalistischen Abweichung (die zum Sturz der Diktatur des Proletariats führt), die Polemik gegen das falsche Herangehen an die Gewerkschaftsbewegung (ein Herangehen, das zum Sturz der Sowjetmacht führt) und die Diskussion über allgemeine „Thesen“, anstatt daß wir eine sachliche, praktische, „wirtschaftliche“ Auseinandersetzung darüber führen, wer besser und erfolgreicher die Naturalprämien verteilt, die Gerichte organisiert und auf der Grundlage der von der V. Gesamtrussischen Gewerkschaftskonferenz am 2.–6. November angenommenen Thesen Rudsutaks das Zusammenwachsen verwirklicht hat: ob die Mühlenarbeiter von Saratow, die Bergarbeiter im Donezbecken, die Metallarbeiter in Petrograd usw.

Man nehme die Frage des Nutzens einer „breiten Diskussion“. Hier werden wir ebenfalls sehen, daß politische Fehler von den wirtschaftlichen Aufgaben ablenken. Ich war gegen eine sogenannte „breite“ Diskussion und hielt und halte es für einen Fehler, für einen politischen Fehler des Gen. Trotzki, daß er die Gewerkschaftskommission, in der eine sachliche Diskussion vor sich gehen sollte, gesprengt hat. Ich halte es für einen politischen Fehler der von Bucharin geführten Puffergruppe, daß sie die Aufgaben eines Puffers nicht begriffen hat (auch hier wurde die Dialektik durch Eklektizismus ersetzt); sie hätte gerade vom „Puffer“standpunkt aus mit unbändiger Energie gegen eine breite Diskussion und für die Verlegung der Diskussion in die Gewerkschaftskommission auftreten müssen. Sehen wir nun, was herausgekommen ist.

Am 30. Dezember verstieg sich Bucharin zu der Erklärung: „Wir haben die neue geheiligte Losung der Arbeiterdemokratie verkündet, die darin besteht, daß alle Fragen nicht in engen Kollegien, nicht in kleinen Versammlungen, nicht in irgendeiner eigenen Körperschaft erörtert, sondern daß sie in große Versammlungen hinausgetragen werden. Und ich behaupte, wir tun dadurch, daß wir die Frage der Rolle der Gewerkschaften einer solchen Riesenversammlung wie der heutigen unterbreiten, nicht einen Schritt zurück, sondern einen Schritt vorwärts.“ (S. 45.) Und dieser Mensch warf Sinowjew Kannegießerei und Übertreibung der Demokratie vor! Pure Kannegießerei und „Faselei“, völliges Unverständnis dafür, daß formaler Demokratismus der revolutionären Zweckmäßigkeit untergeordnet sein muß!

Nicht um ein Haar besser steht es mit Trotzki. Er tritt mit der Beschuldigung auf: „Lenin möchte die Diskussion über den Kern der Frage um jeden Preis absetzen und hintertreiben.“ (S. 65.) Er erklärt: „Warum ich der Kommission nicht beigetreten bin, habe ich im ZK klar gesagt: solange mir, genauso wie allen anderen Genossen, nicht gestattet wird, diese Fragen in vollem Umfang in der Parteipresse aufzurollen, verspreche ich mir von der Behandlung dieser Fragen hinter verschlossener Tür und somit auch von der Arbeit in der Kommission keinerlei Nutzen.“ (S. 69.)

Und das Ergebnis? Es ist noch kein Monat verstrichen, seitdem Trotzki am 25. Dezember mit der „breiten Diskussion“ begonnen hat, und es wird sich unter hundert verantwortlichen Parteiarbeitern kaum einer finden, dem diese Diskussion nicht zum Halse heraushinge, der ihre Zwecklosigkeit (wenn nicht noch Schlimmeres) nicht erkannt hätte. Denn Trotzki hat der Partei Zeit geraubt mit einem Streit um Worte, um schlechte Thesen, und als Behandlung „hinter verschlossener Tür“ hat er gerade die sachliche, der Wirtschaft dienliche Behandlung in einer Kommission beschimpft, die sich die Aufgabe gestellt hätte, die praktischen Erfahrungen zu studieren und zu überprüfen, um aus diesen Erfahrungen zu lernen und in der wirklichen „Produktions“arbeit vorwärtszuschreiten, anstatt zurück, von der lebendigen Sache zur toten Scholastik aller möglichen „Produktionsatmosphären“.

Man nehme das berüchtigte „Zusammenwachsen“. Ich habe am 30. Dezember geraten, darüber eine Weile zu schweigen, denn wir haben unsere eigenen praktischen Erfahrungen nicht studiert: ohne diese Vorbedingung aber arten Auseinandersetzungen über das Zusammenwachsen unvermeidlich in Kannegießerei aus, in eine unnütze Ablenkung der Kräfte der Partei von der wirtschaftlichen Arbeit. Ich habe Trotzkis Thesen zu diesem Punkt mit dem Vorschlag, in die Volkswirtschaftsräte von einem Drittel bis zur Hälfte oder von der Hälfte bis zu zwei Dritteln Vertreter der Gewerkschaften aufzunehmen, als bürokratische Projektemacherei bezeichnet.

Das hat Bucharin sehr gegen mich aufgebracht; er setzte mir, wie ich auf S. 49 des Berichts sehe, umständlich und eingehend auseinander, „daß Leute, wenn sie zusammenkommen und über etwas sprechen, sich nicht taubstumm stellen dürfen“ (so steht es wortwörtlich auf der genannten Seite gedruckt!). Auch Trotzki wurde ärgerlich und rief aus:

„Ich bitte jeden von Ihnen, sich zu notieren, daß Gen. Lenin das an dem und dem Tag als Bürokratismus bezeichnet hat, ich bin aber so vermessen vorauszusagen, daß es nach einigen Monaten zur Kenntnis und zur Richtschnur genommen werden wird, daß im Gesamtrussischen Zentralrat der Gewerkschaften und im Obersten Volkswirtschaftsrat, im Zentralkomitee des Metallarbeiterverbandes und in der Abteilung Metall usw. ein Drittel bis zur Hälfte Funktionäre sein sollen, die beiden Körperschaften angehören...“ (S.68.)

Als ich das gelesen hatte, ersuchte ich Gen. Miljutin (den stellvertretenden Vorsitzenden des Obersten Volkswirtschaftsrats) mir die gedruckten Berichte über die Frage des Zusammenwachsens zuzusenden. Ich dachte mir im stillen: Ich will mal anfangen, ganz sachte unsere praktischen Erfahrungen zu studieren, denn es ist unausstehlich langweilig, sich ins Blaue hinein, ohne Unterlagen, ohne Tatsachen mit „allgemeinem Parteigeschwätz“ (ein Ausdruck Bucharins, S. 47, der wohl nicht minder zu einem „geflügelten Wort“ werden wird wie das berühmte „Durchrütteln“) zu befassen und sich Meinungsverschiedenheiten, Definitionen, „Produktionsdemokratien“ aus den Fingern zu saugen.

Gen. Miljutin schickte mir einige Bücher, darunter den „Bericht des Obersten Volkswirtschaftsrats an den VIII. Gesamtrussischen Sowjetkongreß“ (Moskau 1920; Vorwort datiert vom 19. Dezember 1920). Auf S. 14 ist hier eine Tabelle angeführt, die den Grad der Beteiligung der Arbeiter an den Verwaltungsorganen zeigt. Nachstehend diese kleine Tabelle (die nur einen Teil der Gouvernements-Volkswirtschaftsräte und Betriebe umfaßt):

Verwaltungsapparat Gesamtzahl Arbeiter In Prozenten Spezialisten In Prozenten Angestellte u.a. In Prozenten
Präsidium des Obersten Volkswirtschaftsrats und der Gouvernements-Volkswirtschaftsräte 187 107 57,2 22 11,8 58 31,0
Kollegien der Hauptverwaltungen, Abteilungen, Zentral- und Hauptstellen 140 72 51,4 31 22,2 37 26,4
Kollegial und einzelverantwortlich geleitete Fabrik- und Werkverwaltungen 1143 726 63,5 398 34,8 19 1,7
Insgesamt 1470 905 61,6 451 30,7 114 7,7

Somit macht schon jetzt die Beteiligung der Arbeiter im Durchschnitt 61,6 Prozent aus, d. h., sie kommt zwei Dritteln näher als der Hälfte! Der bürokratisch-projektemacherische Charakter dessen, was Gen. Trotzki darüber in den Thesen geschrieben hat, ist bereits bewiesen. Reden, streiten, Plattformen schreiben über „ein Drittel bis zur Hälfte“ oder „die Hälfte bis zu zwei Dritteln“ – alles das ist ödestes „allgemeines Parteigeschwätz“, eine Ablenkung der Kräfte und Mittel, der Aufmerksamkeit und Zeit von der Arbeit in der Produktion, pure Politikasterei ohne ernsthaften Inhalt. In der Kommission dagegen, wo sich Leute mit Erfahrung zusammengefunden hätten, wo man sich nicht darauf eingelassen hätte, Thesen zu schreiben, ohne die Tatsachen studiert zu haben, hätte man sich in sachdienlicher Weise damit befassen können, die Erfahrungen zu überprüfen, nun, sagen wir, ein paar Dutzend Leute (unter den tausend „beiden Körperschaften angehörenden Funktionären“) zu befragen, ihre Eindrücke und Schlußfolgerungen mit den objektiven Daten der Statistik zu vergleichen und zu versuchen, sachliche, praktische Anhaltspunkte für die Zukunft zu gewinnen: ob man bei bestimmten, aus der Erfahrung gewonnenen Ergebnissen sofort in der gleichen Richtung vorwärtsschreiten oder ob man und wie man konkret die Richtung, die Methoden, das Herangehen etwas ändern soll, oder ob man im Interesse der Sache haltmachen, die Erfahrungen wieder und wieder überprüfen, manches vielleicht umstellen soll usw. usf.

Genossen, ein echter „Wirtschaftler“ (es sei auch mir gestattet, mich ein wenig mit „Produktionspropaganda“ zu befassen!) weiß, daß sich die Kapitalisten und Organisatoren von Trusts selbst in den fortgeschrittensten Ländern jahrelang, manchmal zehn Jahre und noch länger, mit dem Studium und der Prüfung ihrer eigenen (und der fremden) praktischen Erfahrungen befaßt haben und dabei das Angefangene berichtigten, umänderten, auf Altes zurückgriffen, viele Male Korrekturen vornahmen, um für das betreffende Unternehmen ein vollauf geeignetes System der Leitung, der Auslese höherer und unterer Verwaltungsbeamter usw. ausfindig zu machen. So war es unter dem Kapitalismus, der sich in der ganzen zivilisierten Welt in seiner Wirtschaftsarbeit auf die Erfahrungen und Gewohnheiten von Jahrhunderten stützte. Wir aber bauen auf einem neuen Boden, der einer höchst langwierigen, zähen und geduldigen Arbeit zur Umbildung der Gewohnheiten bedarf, die uns der Kapitalismus als Erbschaft hinterlassen hat und deren Umgestaltung sich nur ganz allmählich vollziehen kann. So an diese Frage herangehen zu wollen, wie Trotzki es tut, ist grundfalsch. „Sind denn“, rief er in der Rede vom 30. Dezember aus, „sind denn unsere Arbeiter, die Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre, auf dem Gebiet der Produktion geschult? Ja oder nein? Ich antworte: nein!“ (S. 29.) An eine solche Frage so heranzugehen ist lächerlich. Das ist genauso, als würde man fragen: Gibt es in der und der Division eine hinreichende Menge von Filzstiefeln? Ja oder nein?

Wir werden sicher auch noch in zehn Jahren sagen müssen, daß nicht alle Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre auf dem Gebiet der Produktion genügend geschult sind. Ebenso wie nach zehn Jahren nicht alle Funktionäre der Partei, der Gewerkschaften und des Militärressorts militärisch genügend geschult sein werden. Aber der Anfang der Produktionsschulung ist bei uns dadurch geschaffen, daß ungefähr tausend Arbeiter, Mitglieder und Delegierte der Gewerkschaften, an der Verwaltung teilnehmen und in den Leitungen von Betrieben, Hauptverwaltungen und höher tätig sind. Das Grundprinzip der „Produktionsschulung“, der Schulung unser selbst, der alten illegalen Parteiarbeiter und Berufsjournalisten, besteht darin, daß wir selbst darangehen und die anderen lehren daranzugehen, höchst aufmerksam und eingehend unsere eigenen praktischen Erfahrungen zu studieren nach dem Grundsatz: „Siebenmal abmessen, einmal abschneiden“. Beharrlich, langsam, behutsam, sachlich, sachkundig überprüfen, was diese Tausend geleistet haben, noch behutsamer und sachkundiger ihre Arbeit berichtigen, und erst weiterschreiten, wenn der Nutzen der betreffenden Methode, des betreffenden Verwaltungssystems, der betreffenden Proportion, der betreffenden Auslese von Personen usw. vollauf bewiesen ist. Das ist die hauptsächliche, grundlegende, unbedingte Regel der „Produktionsschulung“, und gerade diese Regel verletzt Gen. Trotzki durch alle seine Thesen, durch sein ganzes Herangehen an die Frage. Alle Thesen, die ganze Plattformbroschüre des Gen. Trotzki sind gerade derart, daß sie durch ihre Fehler die Aufmerksamkeit und die Kräfte der Partei von der sachlichen „Produktions“arbeit auf leere, inhaltslose Wortgefechte abgelenkt haben.

Dialektik und Eklektizismus – „Schule“ und „Apparat“

Zu den zahlreichen wertvollen Eigenschaften des Gen. Bucharin gehört seine theoretische Befähigung und sein Interesse dafür, in jeder Frage den theoretischen Wurzeln nachzuspüren. Das ist eine sehr wertvolle Eigenschaft, denn man kann sich über einen Fehler, auch einen politischen Fehler, nicht vollständig klarwerden, wenn man nicht die theoretischen Wurzeln des Fehlers bei demjenigen, der den Fehler macht, aufspürt und dabei von bestimmten, bewußt von ihm akzeptierten Grundsätzen ausgeht.

Gemäß diesem seinem Streben nach theoretischer Vertiefung der Frage verlegt Gen. Bucharin, beginnend mit der Diskussion vom 30. Dezember, wenn nicht noch früher, den Streit eben auf das erwähnte Gebiet.

„Ich halte es für absolut notwendig“, führte Gen. Bucharin am 30. Dezember aus, „– darin besteht das theoretische Wesen dessen, was hier als ‚Pufferfraktion‘ oder als deren Ideologie bezeichnet wird –, und mir scheint es ganz unanfechtbar zu sein, daß man weder dieses politische noch dieses wirtschaftliche Moment ausschalten darf …“ (S. 47.)

Das theoretische Wesen des Fehlers, den Gen. Bucharin hier macht, besteht darin, daß er die dialektische Wechselbeziehung zwischen Politik und Ökonomik (die uns der Marxismus lehrt) durch Eklektizismus ersetzt. „Sowohl das eine als auch das andere“, „einerseits – anderseits“ – das ist die theoretische Position Bucharins. Das ist eben Eklektizismus. Die Dialektik erheischt die allseitige Berücksichtigung der Wechselbeziehungen in ihrer konkreten Entwicklung, nicht aber das Herausreißen eines Stückchens von diesem, eines Stückchens von jenem. An dem Beispiel von Politik und Ökonomik habe ich das bereits gezeigt.

An dem Beispiel des „Puffers“ ist das ebenso unzweifelhaft. Ein Puffer ist nützlich und notwendig, wenn der Parteizug auf abschüssiger Bahn zu entgleisen droht. Unbestreitbar. Bucharin hat die „Puffer“aufgabe eklektisch gestellt, indem er ein Stückchen von Sinowjew, ein Stückchen von Trotzki nahm. Bucharin hätte als „Puffermann“ selbständig bestimmen müssen, wo, wann, worin der eine oder andere, die einen oder anderen einen Fehler machen, einen theoretischen Fehler oder einen Fehler politischer Taktlosigkeit oder einen Fehler fraktionellen Auftretens oder einen Fehler der Übertreibung usw., und hätte mit aller Kraft über jeden derartigen Fehler herfallen müssen. Bucharin hat diese seine Aufgabe eines „Puffers“ nicht begriffen. Dafür einen anschaulichen Beweis:

Die kommunistische Fraktion des Petrograder Büros des Zektran (des Zentralkomitees des Verbandes der Eisenbahn- und Schiffahrtsarbeiter), einer Organisation, die mit Trotzki sympathisiert und ausdrücklich erklärt, daß ihrer Meinung nach „in der grundlegenden Frage der Rolle der Gewerkschaften in der Produktion die Positionen der Genossen Trotzki und Bucharin Spielarten ein und desselben Standpunktes darstellen“, hat in Petrograd das von Gen. Bucharin am 3. Januar 1921 in Petrograd gehaltene Korreferat als Broschüre herausgegeben (N. Bucharin, „Über die Aufgaben der Gewerkschaften“, Petrograd 1921). In diesem Korreferat lesen wir:

„Ursprünglich formulierte Gen. Trotzki so, daß man die Leitungen der Gewerkschaften auswechseln, daß man entsprechende Genossen auslesen müsse usw., noch früher vertrat er sogar den Standpunkt des ‚Durchrüttelns‘, wovon er jetzt abgekommen ist, und deshalb ist es absolut unsinnig, das ‚Durchrütteln‘ als Argument gegen Gen. Trotzki vorzubringen.“ (S. 5.)

Ich will nicht auf die zahlreichen faktischen Ungenauigkeiten dieser Darlegung eingehen. (Das Schlagwort „Durchrütteln“ gebrauchte Trotzki auf der V. Gesamtrussischen Gewerkschaftskonferenz, die vom 2. bis 6. November stattfand, über die „Auslese des leitenden Personals“ sprach Trotzki in Punkt 5 seiner von ihm am 8. November dem ZK vorgelegten Thesen, die übrigens von irgendeinem Anhänger Trotzkis als Flugschrift herausgegeben wurden. Trotzkis ganze Broschüre „Die Rolle und die Aufgaben der Gewerkschaften“ vom 25. Dezember ist von der gleichen Denkweise, von dem gleichen Geist durchdrungen, worauf ich schon früher hingewiesen habe. Wo und worin sich gezeigt haben soll, daß er davon „abgekommen“ sei, ist gänzlich unbekannt.) Mein Thema ist augenblicklich ein anderes. Ist der „Puffer“ eklektisch, so übergeht er die einen Fehler und erwähnt die anderen; so verschweigt er die Fehler vom 30. Dezember 1920, die in Moskau vor Tausenden von Parteiarbeitern der KPR aus ganz Rußland begangen wurden, und spricht über die in Petrograd am 3. Januar 1921 begangenen Fehler. Ist der „Puffer“ dialektisch, so greift er mit seiner ganzen Kraft jeden Fehler an, den er auf beiden Seiten bzw. auf allen Seiten entdeckt. Gerade das tut aber Bucharin nicht. Er versucht nicht einmal, die Broschüre Trotzkis vom Standpunkt der Politik des Durchrüttelns zu analysieren. Er schweigt sich einfach darüber aus. Kein Wunder, daß die Art, wie der Puffer seine Rolle spielt, allgemeines Gelächter auslöst.

Weiter. In derselben Petrograder Rede Bucharins lesen wir auf S. 7:

„Der Fehler des Gen. Trotzki besteht darin, daß er das Moment der Schule des Kommunismus nicht genügend verficht.“

In der Diskussion vom 30. Dezember stellt Bucharin folgende Betrachtung an:

„Gen. Sinowjew sprach davon, daß die Gewerkschaften eine Schule des Kommunismus sind, Trotzki aber sagte, daß sie ein administrativ-technischer Apparat zur Leitung der Produktion sind. Ich sehe keinerlei logische Gründe, die dafür sprächen, daß das eine oder das andere nicht richtig wäre: richtig sind diese beiden Thesen und die Vereinigung dieser beiden Thesen.“ (S. 48.)

Der gleiche Gedanke ist in der These 6 von Bucharin und seiner „Gruppe“ oder „Fraktion“ enthalten: „ …einerseits sind sie (die Gewerkschaften) eine Schule des Kommunismus…, anderseits sind sie – und zwar in zunehmendem Maße – ein Bestandteil des Wirtschaftsapparats und des Apparats der Staatsgewalt überhaupt…“ („Prawda“ vom 16. Januar.)

Hierin besteht eben der grundlegende theoretische Fehler des Gen. Bucharin, die Ersetzung der Dialektik des Marxismus durch den Eklektizismus (der unter den Verfassern der verschiedenen „modischen“ und reaktionären philosophischen Systeme besonders verbreitet ist).

Gen. Bucharin spricht von „logischen“ Gründen. Seine ganze Argumentation zeigt, daß er hier – vielleicht unbewußt – auf dem Standpunkt der formalen oder scholastischen Logik, nicht aber der dialektischen oder marxistischen Logik steht. Um das zu zeigen, will ich mit einem ganz einfachen, von Gen. Bucharin selbst angeführten Beispiel beginnen. In der Diskussion vom 30. Dezember sagte er:

„Genossen, auf viele von Ihnen machen die hier vor sich gehenden Auseinandersetzungen etwa folgenden Eindruck: Da kommen zwei Menschen und fragen einander, was das Trinkglas ist, das auf dem Rednerpult steht. Der eine sagt: ‚Das ist ein Glaszylinder, und jeden soll der Bannfluch treffen, der sagt, daß dem nicht so ist!‘ Der zweite sagt: ‚Das Glas, das ist ein Trinkgefäß, und jeden soll der Bannfluch treffen, der sagt, daß dem nicht so ist.‘“ (S. 46.)

Durch dieses Beispiel wollte mir Bucharin, wie der Leser sieht, in populärer Weise erklären, wie schädlich Einseitigkeit ist. Ich nehme diese Erläuterung dankbar entgegen, und um meine Dankbarkeit durch die Tat zu beweisen, antworte ich mit einer populären Erklärung dessen, was Eklektizismus zum Unterschied von Dialektik ist.

Ein Glas ist unstreitig sowohl ein Glaszylinder als auch ein Trinkgefäß. Das Glas besitzt aber nicht nur diese zwei Merkmale oder Eigenschaften oder Seiten, sondern eine unendliche Zahl anderer Merkmale, Eigenschaften, Seiten, Wechselbeziehungen und „Vermittelungen“ mit der gesamten übrigen Welt. Ein Glas ist ein schwerer Gegenstand, der ein Wurfinstrument sein kann. Ein Glas kann als Briefbeschwerer, als Behälter für einen gefangenen Schmetterling dienen, ein Glas kann von Wert sein als Gegenstand mit künstlerischer Gravierung oder Zeichnung, ganz unabhängig davon, ob es sich zum Trinken eignet, ob es aus Glas gefertigt, ob seine Form zylindrisch oder nicht ganz zylindrisch ist, und so weiter und dergleichen mehr.

Weiter. Brauche ich jetzt ein Glas als Trinkgefäß, so ist es für mich absolut unwichtig zu wissen, ob seine Form ganz zylindrisch und ob es wirklich aus Glas gefertigt ist, dagegen ist es wichtig, daß der Boden keinen Sprung aufweist, daß man sich nicht die Lippen verletzt, wenn man dieses Glas benutzt, usw. Brauche ich dagegen ein Glas nicht zum Trinken, sondern zu einer Verwendung, für die jeder Glaszylinder taugt, so genügt mir auch ein Glas mit einem Sprung im Boden oder sogar ganz ohne Boden usw.

Die formale Logik, auf die man sich in den Schulen beschränkt (und in den unteren Schulklassen – mit gewissen Korrekturen – beschränken muß), nimmt die formalen Definitionen, wobei sie sich von dem leiten läßt, was am üblichsten ist oder was am häufigsten in die Augen springt, und beschränkt sich darauf. Nimmt man dabei zwei oder mehrere verschiedene Definitionen und vereinigt diese ganz zufällig (sowohl Glaszylinder wie auch Trinkgefäß), so erhalten wir eine eklektische Definition, die auf verschiedene Seiten des Gegenstandes hinweist und sonst nichts.

Die dialektische Logik verlangt, daß wir weitergehen. Um einen Gegenstand wirklich zu kennen, muß man alle seine Seiten, alle Zusammenhänge und „Vermittelungen“ erfassen und erforschen. Wir werden das niemals vollständig erreichen, die Forderung der Allseitigkeit wird uns aber vor Fehlern und vor Erstarrung bewahren. Das zum ersten. Zweitens verlangt die dialektische Logik, daß man den Gegenstand in seiner Entwicklung, in seiner „Selbstbewegung“ (wie Hegel manchmal sagt), in seiner Veränderung betrachte. In bezug auf das Glas ist das nicht ohne weiteres klar, aber auch ein Glas bleibt nicht unverändert, besonders aber ändert sich die Bestimmung des Glases, seine Verwendung, sein Zusammenhang mit der Umwelt. Drittens muß in die vollständige „Definition“ eines Gegenstandes die ganze menschliche Praxis sowohl als Kriterium der Wahrheit wie auch als praktische Determinante des Zusammenhangs eines Gegenstandes mit dem, was der Mensch braucht, eingehen. Viertens lehrt die dialektische Logik, daß es „eine abstrakte Wahrheit nicht gibt, daß die Wahrheit immer konkret ist“, wie der verstorbene Plechanow – mit Hegel – zu sagen pflegte. (Nebenbei bemerkt, halte ich es für angebracht, die jungen Parteimitglieder darauf aufmerksam zu machen, daß man ein bewußter, wahrer Kommunist nicht werden kann, ohne alles, was Plechanow über Philosophie geschrieben hat, zu studieren – ich betone, zu studieren –, denn es ist das Beste in der ganzen internationalen marxistischen Literatur.)11

Ich habe selbstverständlich den Begriff der dialektischen Logik nicht erschöpft. Aber einstweilen dürfte auch das genügen. Nun können wir vom Glas zu den Gewerkschaften und zur Plattform Trotzkis übergehen.

„Einerseits eine Schule, anderseits ein Apparat“, sagt Bucharin und schreibt er in seinen Thesen. Bei Trotzki liege der Fehler darin, daß er „das Moment der Schule nicht genügend verficht“, bei Sinowjew hapere es mit dem „Moment“ des Apparats.

Warum ist diese Betrachtung Bucharins toter und inhaltsloser Eklektizismus? Weil bei Bucharin auch nicht die Spur eines Versuchs zu finden ist, selbständig, von seinem Standpunkt aus, sowohl die ganze Geschichte des gegebenen Streites (der Marxismus, das heißt die dialektische Logik, erfordert das unbedingt) als auch das ganze Herangehen an die Frage, die ganze Fragestellung – oder, wenn Sie wollen, die ganze Richtung der Fragestellung – in der gegebenen Zeit, unter den gegebenen konkreten Umständen zu analysieren. Nicht die Spur eines Versuchs hierzu bei Bucharin! Er geht ohne das geringste konkrete Studium, mit bloßen Abstraktionen heran und nimmt ein Stückchen von Sinowjew, ein Stückchen von Trotzki. Das ist Eklektizismus.

Um das noch anschaulicher zu erläutern, will ich ein Beispiel anführen. Ich weiß rein nichts über die Aufständischen und die Revolutionäre Südchinas (abgesehen von zwei, drei Artikeln Sun Yat-sens und einigen Büchern und Zeitungsartikeln, die ich vor vielen Jahren gelesen habe). Da sich dort Aufstände abspielen, so gibt es wahrscheinlich auch Streitigkeiten zwischen dem Chinesen Nr. 1, der sagt, der Aufstand sei das Produkt eines äußerst zugespitzten Klassenkampfes, der die ganze Nation ergriffen habe, und dem Chinesen Nr. 2, der sagt, der Aufstand sei eine Kunst. Ohne mehr zu wissen, kann ich Thesen abfassen ähnlich denen Bucharins: „einerseits … anderseits“. Der eine habe das „Moment der Kunst“, der andere das „Moment der Zuspitzung“ nicht genügend berücksichtigt usw. Das wäre toter und inhaltsloser Eklektizismus, denn es fehlt das konkrete Studium des gegebenen Streites, der gegebenen Frage, des gegebenen Herangehens an sie usw.

Die Gewerkschaften sind, von der einen Seite betrachtet, eine Schule, von der anderen – ein Apparat, von der dritten – eine Organisation der Werktätigen, von der vierten – eine Organisation fast ausschließlich von Industriearbeitern, von der fünften – eine Organisation nach Produktionszweigen12 usw. usf. Von irgendwelcher Begründung, von irgendwelcher selbständigen Analyse, um zu beweisen, warum man die ersten zwei „Seiten“ der Frage oder des Gegenstands und nicht die dritte, die vierte, die fünfte usw. nehmen muß, ist bei Bucharin auch nicht die geringste Spur zu finden. Darum sind auch die Thesen der Bucharingruppe eine durch und durch eklektische Hohlheit. Bucharin stellt die ganze Frage der Wechselbeziehungen von „Schule“ und „Apparat“ grundfalsch, nämlich eklektisch.

Um diese Frage richtig zu stellen, muß man von den leeren Abstraktionen zu dem konkreten, d. h. zu dem gegebenen Streitfall übergehen. Man betrachte diesen Streit, wie man will, ob nun so, wie er auf der V. Gesamtrussischen Gewerkschaftskonferenz entstanden ist, oder so, wie ihn Trotzki selbst durch seine Plattformbroschüre vom 25. Dezember aufgerollt und gelenkt hat, und man wird sehen, daß das ganze Herangehen Trotzkis, seine ganze Richtung falsch ist. Er hat nicht begriffen, daß man an die Gewerkschaften als an eine Schule herangehen muß und kann, sowohl dann, wenn man das Thema des „sowjetischen Trade-Unionismus“ aufwirft, als auch dann, wenn man von Produktionspropaganda überhaupt spricht, und dann, wenn man die Frage so stellt wie Trotzki, als Frage des „Zusammenwachsens“, der Teilnahme der Gewerkschaften an der Leitung der Produktion. In dieser letzten Frage, so, wie sie in der ganzen Plattformbroschüre Trotzkis gestellt ist, liegt die Unrichtigkeit im Nichtverstehen der Tatsache, daß die Gewerkschaften eine der administrativ-technischen Leitung der Produktion sind. Nicht „einerseits eine Schule, anderseits irgend etwas anderes“, sondern von allen Seiten betrachtet – im gegebenen Streit, bei der gegebenen Fragestellung Trotzkis – sind die Gewerkschaften eine Schule, eine Schule des Zusammenschlusses, eine Schule der Solidarität, eine Schule des Schutzes der eigenen Interessen, eine Schule des Wirtschaftens, eine Schule des Verwaltens. Anstatt diesen grundlegenden Fehler des Gen. Trotzki zu begreifen und zu berichtigen, hat Gen. Bucharin die lächerliche kleine Korrektur vorgenommen: „einerseits – anderseits“.

Kommen wir noch konkreter und näher an die Frage heran. Sehen wir uns an, was die jetzigen Gewerkschaften als „Apparat“ der Leitung der Produktion darstellen. Wir haben gesehen: nach unvollständigen Angaben sind ungefähr 900 Arbeiter, Mitglieder und Delegierte der Gewerkschaften, leitend in der Produktion tätig. Vergrößern Sie diese Zahl, wenn Sie wollen, selbst auf das Zehnfache, selbst auf das Hundertfache, nehmen wir sogar, als Zugeständnis an Sie und zur Erklärung Ihres grundlegenden Fehlers, eine derart unwahrscheinliche Schnelligkeit des „Voranschreitens“ in der nächsten Zeit an, so erhalten wir dennoch einen verschwindend kleinen Bruchteil von unmittelbar Leitenden im Vergleich zu der gesamten Sechsmillionenmasse der Gewerkschaftsmitglieder. Und daraus ist noch klarer ersichtlich, daß es heißt, einen grundlegenden Fehler zu begehen, wenn man, wie Trotzki es tut, die ganze Aufmerksamkeit auf die „führende Schicht“ lenkt, wenn man von der Rolle der Gewerkschaften in der Produktion und von der Leitung der Produktion spricht, ohne zu berücksichtigen, daß 98,5 Prozent lernen (6000000 - 90000 = 5910000 = 98,5 Prozent der Gesamtzahl) und noch lange lernen müssen. Nicht Schule und Verwaltung, sondern der Verwaltung.

Gen. Trotzki hat sich, als er am 30. Dezember gegen Sinowjew polemisierte und ihm – ohne jeden Beweis und völlig zu Unrecht – vorwarf, er lehne die „Ernennungsmethode“ ab, d. h. bestreite das Recht und die Pflicht des ZK, Ernennungen vorzunehmen, ungewollt eine äußerst charakteristische Gegenüberstellung entschlüpfen lassen:

„Sinowjew“, sagte er, „geht an jede praktische, sachliche Frage zu propagandistisch heran und vergißt, daß hier nicht nur Material für Agitation vorliegt, sondern auch eine Frage, die administrativ entschieden werden muß.“ (S. 27.)

Ich werde sofort ausführlich auseinandersetzen, wie ein administratives Herangehen an die gegebene Frage beschaffen sein könnte. Aber darin besteht ja gerade der grundlegende Fehler des Gen. Trotzki, daß er an diejenigen Fragen, die er selber in seiner Plattformbroschüre gestellt hat, als Administrator heranging (richtiger gesagt, sich auf sie stürzte), während er an diese Fragen einzig und allein als Propagandist hätte herangehen können und müssen.

In der Tat. Was ist das Gute bei Trotzki? Nicht in seinen Thesen, sondern in seinen Reden – besonders, wenn er seine mißlungene Polemik gegen den angeblich „konservativen“ Flügel der Gewerkschaften vergißt – ist die Produktionspropaganda zweifellos gut und nützlich. Bei sachlicher „wirtschaftlicher“ Arbeit in der Gewerkschaftskommission, durch Auftreten in Wort und Schrift als Teilnehmer und Mitarbeiter des Gesamtrussischen Büros für Produktionspropaganda hätte Gen. Trotzki zweifellos der Sache keinen geringen Nutzen gebracht (und wird ihn zweifellos noch bringen). Ein Fehler sind die „Plattformthesen“. Wie ein roter Faden zieht sich durch sie das Herangehen eines Administrators an die „Krise“ in der Gewerkschaftsorganisation, an die „zwei Tendenzen“ in den Gewerkschaften, an die Auslegung des Programms der KPR, an den „sowjetischen Trade-Unionismus“, an die „Produktionsschulung“, an das „Zusammenwachsen“. Ich habe soeben alle Hauptthemen der „Plattform“ Trotzkis aufgezählt, und gerade an diese Themen kann gegenwärtig, bei dem Material, über das Trotzki verfügt, richtig einzig und allein propagandistisch herangegangen werden.

Der Staat ist das Gebiet des Zwanges. Es wäre Wahnwitz, wollte man auf den Zwang verzichten, besonders in der Epoche der Diktatur des Proletariats. „Administrieren“ und administratives Herangehen an die Dinge sind hier unerläßlich. Die Partei ist die unmittelbar regierende Vorhut des Proletariats, sie ist der Führer. Ausschluß aus der Partei, nicht aber Zwang, ist das spezifische Mittel der Einwirkung, das Mittel zur Reinhaltung und Stählung der Vorhut. Die Gewerkschaften sind das Reservoir der Staatsmacht, eine Schule des Kommunismus, eine Schule des Wirtschaftens. Auf diesem Gebiet ist das Spezifische und Wichtigste nicht die Verwaltung, sondern die „Verbindung“zwischen der zentralen“ (und natürlich auch der örtlichen) „Staatsverwaltung, der Volkswirtschaft und den breiten Massen der Werktätigen“ (wie es in unserem Parteiprogramm, Paragraph 5 des wirtschaftlichen Teils, der den Gewerkschaften gewidmet ist, heißt).

Wie ein roter Faden zieht sich durch die ganze Plattformbroschüre Trotzkis die Unrichtigkeit der ganzen Fragestellung, das Nichtverstehen dieser Wechselbeziehungen.

Man stelle sich vor, Trotzki hätte dieses berüchtigte „Zusammenwachsen“ im Zusammenhang mit den übrigen Themen seiner Plattform ausgearbeitet und wäre dabei an die ganze Frage von einer anderen Seite herangegangen. Man stelle sich vor, seine Broschüre wäre ganz der Aufgabe gewidmet gewesen, sagen wir, in 90 von 900 Fällen eingehend das „Zusammenwachsen“ zu untersuchen, die gleichzeitige Ausübung von Funktionen zur Leitung der Industrie im Obersten Volkswirtschaftsrat und von Wahlfunktionen in den Gewerkschaften, die Vereinigung solcher Funktionen in der Hand von Gewerkschaftsmitgliedern und ständigen Funktionären der Gewerkschaftsbewegung. Man stelle sich vor, diese 90 Fälle wären analysiert worden zugleich mit den Daten einer statistischen Teilerhebung, mit den Referaten und Berichten der Revisoren und Instrukteure der Arbeiter- und Bauerninspektion sowie der entsprechenden Volkskommissariate, d. h., sie wären analysiert worden an Hand der Unterlagen der Verwaltungsbehörden, analysiert vom Standpunkt der Ergebnisse, der Resultate der Arbeit, der Erfolge der Produktion usw. Ein solches Herangehen an die Sache wäre ein richtiges administratives Herangehen gewesen und hätte durchaus die Linie des „Durchrüttelns“ gerechtfertigt, d. h. die Lenkung der Aufmerksamkeit darauf, wer abgesetzt, wer versetzt, wer ernannt werden soll, welche Anforderungen sofort an die „führende Schicht“ zu stellen sind. Wenn Bucharin in seiner von den Zektranleuten herausgegebenen Petrograder Rede vom 3. Januar gesagt hat, daß Trotzki früher auf dem Standpunkt des „Durchrüttelns“ gestanden habe, jetzt aber davon abgekommen sei, so verfällt Bucharin auch hier in einen praktisch lachhaften und theoretisch für einen Marxisten völlig unzulässigen Eklektizismus. Bucharin stellt die Frage abstrakt und versteht nicht (oder wünscht nicht), konkret an sie heranzugehen. Solange wir, das ZK der Partei und die ganze Partei, administrieren, d. h. den Staat leiten, werden und können wir niemals auf ein „Durchrütteln“, d. h. auf Absetzungen, Versetzungen, Ernennungen, Entlassungen usw. verzichten. Aber in der Plattformbroschüre Trotzkis ist ja gar kein solches Material verwandt, ist gar keine „praktische, sachliche Frage“ gestellt worden. Nicht über eine „praktische, sachliche Frage“ diskutierten Sinowjew und Trotzki, diskutiere ich mit Bucharin, diskutiert die ganze Partei, sondern über die Frage der „ Tendenzen in der Gewerkschaftsbewegung“ (These 4, Schluß, bei Trotzki).

Das ist ihrem Wesen nach eine politische Frage. Eine Berichtigung des Fehlers Trotzkis durch eklektische kleine Abänderungen und Zusätze, wie das Bucharin will, der selbstverständlich von den humansten Gefühlen und Absichten erfüllt ist, ist dem Wesen der Sache – der gegebenen, konkreten „Sache“ – nach unmöglich.

Hier kann es nur eine Entscheidung geben.

Die politische Frage der „Tendenzen in der Gewerkschaftsbewegung“, der Wechselbeziehungen der Klassen, der Wechselbeziehungen von Politik und Ökonomik, der spezifischen Rolle des Staates, der Partei, der Gewerkschaften – als „Schule“ und als Apparat usw. – richtig lösen. Das ist das erste.

Das zweite: auf Grund der richtigen politischen Lösung eine Produktionspropaganda durchführen, richtiger gesagt, eine anhaltende, systematische, beharrliche geduldige, vielseitige, wiederholte Produktionspropaganda auf lange Sicht treiben, und zwar im Staatsmaßstab, im Namen und unter der Leitung einer staatlichen Institution.

Das dritte: die „praktischen, sachlichen Fragen“ nicht vermengen mit den Streitigkeiten über Tendenzen, die (nämlich die Streitigkeiten) ein Vorrecht „allgemeinen Parteigeschwätzes“ und breiter Diskussionen bilden, sondern sie auf sachliche Weise in sachlichen Kommissionen stellen, mit Befragung von Zeugen, Studium der Referate, der Berichte, der Statistik, und auf Grund alles dessen – nur auf Grund alles dessen, nur unter solchen Bedingungen –, nur auf Beschluß des betreffenden Sowjet- oder Parteiorgans oder beider dieser Organe „durchrütteln“.

Bei Trotzki und Bucharin aber ist ein Mischmasch aus politischen Fehlern im Herangehen an die Frage entstanden, sie unterbrechen die Transmission, reißen die Treibriemen mitten durch, werfen oder stürzen sich auf das „Administrieren“ ins Blaue hinein, im Leerlauf. Die „theoretische“ Quelle des Fehlers – da Bucharin mit seinem „Glas“ nun einmal die Frage nach der theoretischen Quelle gestellt hat – ist klar. Der theoretische – im gegebenen Fall gnoseologische – Fehler Bucharins besteht darin, daß er Dialektik durch Eklektik ersetzt. Durch seine eklektische Fragestellung hat sich Bucharin völlig verheddert und bis zum Syndikalismus verstiegen. Trotzkis Fehler sind: Einseitigkeit, Sichhinreißenlassen, Übertreibung, Starrsinn. Trotzkis Plattform besteht darin, daß das Glas ein Trinkgefäß ist, während das betreffende Glas gar keinen Boden hat.


  1. Auf Deutsch in Spartacist, dt. Ausg. Nr. 28, Herbst 2011.

  2. Ein Nachruf auf Fryer erschien in Workers Vanguard Nr. 883, 5. Januar 2007.

  3. Das von Fryer erwähnte zweite (aber zeitlich davor liegende) Mal waren Lenins größtenteils nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges erstellte Notizen über das Werk von Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), die später als Philosophische Hefte veröffentlicht wurden (siehe Lenin, Werke, Bd. 38).

  4. Lenin, Werke, Bd. 32, S. 58–100, Auszug: S. 73–92.

  5. Siehe „Der III. Weltkongress der Komintern 1921 und der Kampf für den Bolschewismus“, auf Deutsch veröffentlicht von Ergebnisse & Perspektiven, 31. August 2020.

  6. „Trotzkis Kampf gegen den stalinistischen Verrat an der bolschewistischen Revolution“, Spartacist, dt. Ausg. Nr. 19, Winter 1997/98, S. 44.

  7. Ausg. im Arbeiterpresse Verlag, Essen, 1997, S. 124.

  8. Spartacist, dt. Ausg. Nr. 22, Sommer 2001 (insbes. S. 32f.)

  9. Spartacist, dt. Ausg. Nr. 25, Frühjahr 2006.

  10. Von Trotzki in der Debatte geprägte Begriffe, siehe seinen Artikel „Rolle und Aufgaben der Gewerkschaften“, auf den sich Lenin im Weiteren bezieht (Russische Korrespondenz, II. Jahrgang, Heft 3/4, März/April 1921, S. 158–170.) – E&P.

  11. Beiläufig. Man kann nicht umhin, erstens den Wunsch auszusprechen, daß bei der jetzt erscheinenden Ausgabe der Werke Plechanows sämtliche Artikel über Philosophie in einem besonderen Band oder in besonderen Bänden mit einem ganz ausführlichen Register usw. zusammengefaßt werden. Denn das muß in die Reihe der obligatorischen Lehrbücher des Kommunismus aufgenommen werden. Zweitens sollte der Arbeiterstaat meines Erachtens von den Philosophieprofessoren verlangen, daß sie Plechanows Darlegung der marxistischen Philosophie kennen und es verstehen, den Studierenden diese Kenntnis zu vermitteln. Doch das alles ist schon ein Abweichen von der „Propaganda“ zum „Administrieren“.

  12. Übrigens ist Trotzki auch hier ein Fehler unterlaufen. Er glaubt, Produktionsverband bedeute einen Verband, der die Produktion zu beherrschen hat. Das ist nicht richtig. Produktionsverband heißt ein Verband, der die Arbeiter nach Produktionszweigen organisiert, was bei dem (sowohl in Rußland als auch in der ganzen Welt) vorhandenen Niveau der Technik und der Kultur unumgänglich ist.

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